Terrakotta

Terracotta: Der Jahrtausend-Erfolg

Getrocknete Lehmziegel, auch  wurden nachweislich bereits vor ca. 10.000 Jahren als Baustoff eingesetzt. Diese Ziegel wurden von Hand in Formen gepresst und anschließend durch Sonne und Luft getrocknet. Diese Lehmziegel (Adobe) wurden dann trocken aufeinander gesetzt und mit nassem Lehm verschmiert. Lehmziegel sind das älteste und kostengünstigste Baumaterial der Menschheit. Noch heute werden diese in verschiedenen ärmeren Ländern eingesetzt.

Der älteste Baustoff der Menschheit

Im englischsprachigen Raum werden Bauweisen mit ungebrannten Ziegeln häufig mit dem spanischen Begriff Adobe bezeichnet, der sich über das Arabische aus koptisch „tôbe“ = Ziegel herleitet. Verbreitung fand der Begriff durch spanische Beschreibungen der präkolumbianischen Bauten in Mittel- und Südamerika. Die Sonnenpyramide in Teotihuacán, die Huaca del Sol und die Huaca Larga in Peru gelten als die weltweit größten Adobe-Bauwerke.

Terracotta-Wiege im Zweistromland

Gebrannte Ziegel sind seit etwa 5.000 – 6.000 Jahren bekannt. Die Wiege der Ziegelherstellung lag in Mesopotamien, dem Land zwischen Euphrat und Tigris. (Iran) Hier gab es riesige Tonvorkommen, die sich zur Ziegelherstellung eigneten. So entstanden treppenförmige Hochtempel (Zikkurat – Königspalast / Göttertempel), bei denen bis zu 36 Millionen Steine pro Tempel verarbeitet wurden. Davon waren ca. 10 % gebrannt (für die Außenhaut) und ca. 90 % nur von der Sonne getrocknet. Das Brennen dieser Steine dauerte 7.200 Arbeitstage – für die Herstellung der getrockneten Lehmsteine benötigte man schätzungsweise ca. 22.000 Arbeitstage.
In dieser Zeit – ca. 2.100 bis 2.000 v. Chr. – wurde der Backstein als ein wertvolles Luxusgut betrachtet. Gebrannte Ziegel durften nur für Tempel und Palastbauten eingesetzt werden, der Wohnstatt der Götter und die Residenz der Könige.

Um aus getrocknetem Lehm dauerhaft haltbare Backsteine herzustellen, ist es notwendig, dass die Rohlinge über einen bestimmten Zeitraum bei ca. 1.000 bis 1.150 Grad gebrannt werden. Wird diese Temperatur nicht erreicht, zerfällt solch ein „Bleicher“ sehr schnell, da er nicht frostbeständig ist. Als Brennmaterial wurde seinerzeit in der Hauptsache Holz, Stroh und Schilf, später – ab ca. 1825 – Kohle oder Torf, heute Gas genommen.

Weltwunder aus Terracotta

Eines der sieben Weltwunder – die chinesische Mauer, die mittelalterliche Marienburg in Malbork (Polen), die 2000 Tempel im birmanischen Pagan, das Chrysler Building in New York, dass 1.800 km lange Kanalisationssystem in London, die Kathedrale von Albi in Frankreich, das römische Kolosseum, alle diese Bauten haben eines gemeinsam – sie wurden mit Backsteinen gebaut. Diese Bauten haben zum Teil Jahrtausende überstanden und können noch heute bestaunt werden.

Auch die Basilika in Trier (ca. 250 – 300 n. Chr.) wurde aus orange roten Wasserstrich-ziegeln im römischen Format gebaut. Eine Besonderheit bei diesem Mauerwerk ist die dicke Kalkfuge, die stärker ist als der Ziegel. Trotz vieler Umbauten und Teilzerstörungen steht dieses Gebäude noch heute.

Mit dem Rückzug und dem Zerfall des römischen Reiches geriet die Backsteinkunst in Nordeuropa wieder in Vergessenheit. Erst ab dem 12. Jahrhundert – die Zeit der Backsteingotik (ca. 1.200 – 1.450 n. Chr.) – kam der Ziegel in Nordeuropa zu einer neuen Blütezeit. Vermutlich brachten Zisterziensermönche ihr Wissen über das Ziegelbrennen aus Italien mit in den Norden. Es wurden vor allem Kirchen, Klöster, Burgen, Festungen , Schlösser und Stadtmauern gebaut. Für diese Bauten wurden vielfach so genannte „Klosterformat – Ziegel“ in der Abmessung 285 x 135 x 85 mm o. ä. eingesetzt.

Prestige-Symbol Terracotta

Zur Blütezeit der Hanse wurden aber auch die Herrschaftshäuser der reichen Kaufleute sowie die öffentlichen Bauten der wohlhabenden Hansestädte mit Ziegeln errichtet. Es entstanden wunderschöne Bauten mit viel Ornamentik, Maßwerk und Glasuren, die man noch heute in den Hansestädten wie Lübeck, Stralsund, Wismar, Lüneburg usw. besichtigen kann. Wer es sich leisten konnte, zeigte es auch und baute mit hochwertigen Backsteinen – so wie auch heute noch. In dieser Zeit wurden Ziegel immer in Feldbrandöfen oder Ziegelmeilern direkt vor Ort gebrannt.

Von dort breitete sich die Kunst des Ziegelbrennens nach Indien und Nordafrika aus. Aber auch in China, Amerika und anderen Teilen der Welt wurden Ziegel gebrannt. Vor allem zur Zeit des römischen Reiches war der gebrannte Ziegel ein sehr beliebtes Baumaterial. Mit den römischen Besatzungstruppen kam das Wissen über die Ziegelherstellung über die Alpen in unsere Regionen. Die Römer bauten Brücken, Befestigungsanlagen, Bäder, Aquädukte und Kirchen aus Ziegeln, die in so genannten Römischen Brennöfen oder Feldbrandöfen vor Ort oder in unmittelbarer Nähe der jeweiligen Objekte gebrannt wurden.

Die Industrie-Revolution und Terracotta 

Erst durch die Entwicklung des „Hoffmannschen Ringofens“ konnten Ziegel industriell in großen Mengen und ganzjährig produziert werden. Der erste Ringofen wurde am 03. November 1859 in Scholwin bei Stettin angezündet. Diese Öfen wurden hauptsächlich mit Steinkohle, Braunkohle oder Torf befeuert. Die Holzverbrennung in diesen „modernen“ Öfen war problematisch.

Mitte des 20. Jahrhunderts wurden so genannte Tunnelöfen entwickelt. Diese Öfen wurden anfänglich mit Öl oder Kohle befeuert – ab 1970 wird hauptsächlich Erdgas als Brennstoff eingesetzt. Es gibt aber auch noch heute Ziegeleien, die mit Kohle oder Torf brennen.

Der Grund für den Einsatz von gebrannten Backsteinen war immer die Langlebigkeit die Beständigkeit und Vielfältigkeit dieses Baustoffes. Wer es sich leisten konnte, setzte den hochwertigen Baustoff Ziegel ein. Wenn Sie sich heute für einen solchen Baustoff entscheiden, können Sie sicher sein, dass Sie Werte auch für kommende Generationen schaffen.

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